Lübeln 20033. Legenderer Mittelaltermarkt in Lübeln, 13./14.09.2003 oder "Hexenverbrennung auf Wendländisch" Für uns stand am Wochenende 13./14.09.2003 der Mittelaltermarkt vom Kartoffelhotel in Lübeln im Terminkalender. Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo wir noch die einzige Gruppe vor Ort waren, sollten diesesmal gleich fünf Gruppen engagiert werden. Bei der Verpflichtung dieser Gruppen, die durch das "Kaufmannsehepaar" organisiert wurde, sollte das Hauptaugenmerk auf einen hohen Anspruch an Authenzität gelegt werden. Leider sagte eine Gruppe sehr kurzfristig ab, so daß kein äquivalenter Ersatz mehr gefunden werden konnte. Da waren es nur noch Vier... Am Freitag Abend reisten nun bei bestem Wetter die Gruppen Balmung, Dignitas Equestris, ElveLüüt Hamborch, sowie unsere Freunde aus Lübeck, die noch immer einen Gruppennamen suchen, an. Beim Lageraufbau tauchte auf einmal eine Gruppe von Frauen auf, die gegen die am Samstag Abend geplante Hexenverbrennung protestieren wollte. Wir sagten, daß wir damit nichts zu tun hätten, den Protest dagegen aber nicht recht verstehen würden. Die Diskussion eskalierte und endete in gegenseitigen Anfeindungen. Die Frauengruppe wollte am morgigen Samstagabend wiederkommen... Nach Aufbau unserer Lager wurden wir vom Veranstalter und Chef des Hotels, Herrn Olaf Stehr, zu Bratkartoffeln und Rührei eingeladen. Was mit einem netten Essen begann, sollte in einem heftigen Gelage am späten Abend enden... Am nächsten Morgen war rechtzeitiges Aufstehen angesagt, da bereits um 10:00 Uhr morgens Veranstaltungsbeginn war und wir noch etliche Arbeiten im Lager verrichten mußten, die wir am Abend zuvor nicht mehr geschafft haben. Bei einem Streifzug durch die Lager mußten wir feststellen, daß die Gruppe Balmung, die nach eigenen Angaben das 13. Jahrhundert darstellt, leider wenig authentisch war. So standen in diesem Lager ein Wikingerzelt neben einem Stand mit Plastikplane, die Klamotten der Darsteller waren ein wildes Durcheinander von Pluderhosen, Buntschuhen und flatterigen Baumwollstoffen, auch ein indisches Kleid wurde gesehen. Schade eigentlich, denn uns wurde etwas anderes zugesagt. Dieselbe Gruppe engagierte sich aber sehr stark an den beiden Einganstoren um von den Besuchern einen "freiwilligen Wegzoll" zu erbitten. Dafür einen herzlichen Dank! Den ersten Programmpunkt setzten Dignitas Equestris mit einem Schwertkampf. Nachmittags folgte die mit Spannung erwartete Modenschau aller, außer Balmung, teilnehmenden Gruppen. Wir waren alle ziemlich aufgeregt, denn kein Akteur hatte bisher so etwas gemacht. Aber die Premiere glückte hervorragend.. Vor allem im "Backstagebereich" bewunderten "HoMies " und "SpäMies" gegenseitig ihre Kleidung und es wurde beschlossen, mal für eine Veranstaltung diese unter den Gruppen zu tauschen. Vor einem recht großen Publikum moderierte unsere Anna schließlich perfekt durch drei Jahrhunderte Mittelalter und alle Akteure hatten viel Spaß daran. Die Besucher scheinbar auch, denn es gab reichlich Applaus, der uns natürlich Sehr freute und auch zeigte, daß man dem typischen Marktbesucher auf unterhaltsame Weise wirklich etwas über das Mittelalter beibringen kann. Es muß nicht immer großes Spektakulum sein... Am frühen Abend gab es noch eine Musik- und Tanzvorführung unserer Gruppen, die teilweise noch etwas holprig daherkam, aber mit etwas Übung ein schöner Programmpunkt werden wird. Nach dem Essen, Schwarze Bohnensuppe, trafen sich alle Gruppen auf dem Innenhof, um sich bei Bier und Kirsch-Schnaps besser kennenzulernen. Es Entstanden viele nette Gespräche, und es wurde beschlossen, mehr zusammen zu machen. Ein wirklich netter Abend, wäre da nicht der Nachtwächter von Balmung mit seiner Gaslaterne(!) sowie die "Wendländische Volksfront", oder war es die "Volksfront vom Wendland" gewesen, die gegen die, inzwischen abgesagte, Hexenverbrennung protestieren wollte. So liefen die ganze Zeit Frauen über das Veranstaltungsgelände die Schilder wie "Ich bin auch eine Hexe", an ihren Jacken kleben hatten. Es gab wieder hitzige Diskussionen, die darin gipfelten, daß die Demonstrantinnen ihre Fahrkosten erstattet haben wollten, da sie ja jetzt umsonst gekommen waren... Wir wünschen den Damen (und das ist wirklich ernst gemeint) ebensoviel Erfolg beim nächsten Castor-Transport in der Region! Gegen Mitternacht gab es noch die angekündigte Feuershow (ohne Hexenverbrennung), nach der auch wir uns langsam in unsere Zelte verkrochen. Am Sonntag morgen wurden wir um 6:00 Uhr durch Flohmarkt aufbauendes Volk geweckt. So saßen wir alle mal rechtzeitig am Frühstückstisch und waren zum Veranstaltungsbeginn für die Besucher fertig. Ab und an gingen einzelne mittelalterlich bekleidete Menschen über den Flohmarkt (der die schöne Atmosphäre des Vortages erheblich schmälerte) und kamen mit Bergen von Leinenstoffen wieder. Auch der Kaufmann wurde inspiriert und verkaufte seine "Stoffe, schöne Wollstoffe"! Mittags gab es ein festliches 3-Gänge Menü. Wir waren begeistert! Das Programm des Sonntags gestalteten wir gleich wie das des Vortages, nur daß Balmung am späten Nachmittag noch ein "Marktgericht" vorführte. An beiden Tagen hatten wir reichlich Besuch von Verwandten und Freunden im Lager, die wir hiermit noch einmal herzlich grüßen möchten. So langsam neigte sich die Veranstaltung dem Ende entgegen, und wir bauten unser Lager ab und verstauten die Sachen auf die Autos. Es gab, nach getaner Arbeit, noch ein "Feierabendbier" und Zwiebelkuchen mit dem Veranstalter, bevor wir uns auf die Heimreise machten. Fazit: Der Veranstalter war hochzufrieden, wir waren es, mit einigen Abstrichen, auch. Die (durchweg) gute Qualität der Gruppen machten den Markt zu einer besonderen Veranstaltung, was auch die Zuschauer zu honorieren wußten. Wenn die Qualität dieser Veranstaltung jedes Jahr weiterwächst wie bisher, steht dem Markt eine große Zukunft, auch überregional, bevor. Nur, einige Fehler sollten noch vermieden werden: Der Flohmarkt mag ein großer Publikumsmagnet sein, er hat aber auf einer mittelalterlichen Veranstaltung nichts verloren. Hier muß dringend nach einer Alternative gesucht werden. Auch auf reißerische Geschichten wie Hexenverbrennungen oder ähnliches sollte verzichtet werden, da man dieses Thema nur sehr schwer authentisch darstellen kann, und man damit ins typische Marktmittelalter abrutscht, mit dem die teilnehmenden Gruppen dieser Veranstaltung eigentlich nichts zu tun haben wollen. Ebenso wenig wie mit den Personen, die dagegen protestiert haben. Wir haben neue Freundschaften ins Hochmittelalter geschlossen, stets ein gut besuchtes Lager mit vielen Besuchern, immer einen vollen Kochtopf und gaaaanz viel Glück mit dem Wetter gehabt. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an den Veranstalter für Die wirklich einmalige Aufnahme und abendliche Bewirtung. Allein schon deswegen war Lübeln wieder eine Reise wert! | |