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Die Casorate Schlacht A.D. 1356

Anfang des Jahres flatterte eine Einladung von der Compagnia di Porta Giovia in unser Postfach, über die wir uns sehr gefreut haben: Die Nachstellung der Schlacht von Casorate um 1356. Schon seit zwei Jahren wollten wir zu dieser Veranstaltung, dieses mal hat es endlich geklappt! Hier kommt unser Bericht, doch zuvor etwas zu der Geschichte dieser Veranstaltung:
Wir befinden uns am Anfang des Jahres 1356. Zu dieser Zeit ist Norditalien in kleine Staaten aufgeteilt, wo mehr oder weniger mächtige Familien unternehmungslustige Städte beherrschen. Die Visconti, die Gebieter Mailand’s und der Lombardei, vergrößern ihre Macht immer mehr. Alle Nachbarregionen versuchen, mit der Hilfe Kaiser Karls des Vierten von Böhmen, ihre wachsende Macht einzudämmen. So bildet sich ein Bund, dessen Hauptmitglieder, der Kaiser selbst mit seinem Vikar in Italien, Markward von Randeck und der Markgraf von Monferrato, Giovanni II Paleologo, sind. Sie werben die Grosse Kompanie „Conte Lando" (Konrad von Landau), eine damals in Mittelitalien stehende Söldnermiliz, an.

 Die Freibeuterschar und der Rest des Heeres plündern die Mailand umgebenden Gebiete aus. Anstatt aber geradeswegs gegen die lombardische Hauptstadt zu ziehen, beschließen sie, in Pavia, eine mit dem Kaiserreich verbündete Stadt, zu überwintern.

Die mailändischen Milizen, angeführt von Lodrisio Visconti, die ihr Lager in Casorate (ein kleines Dorf neben Morimondo) aufgeschlagen haben, bringen die "Große Kompanie" am Ticino Fluss auf, als diese versucht, den Fluss zu überschreiten. Es ist eine erbitterte und lange Schlacht, aber schließlich überwiegen die Truppen der Visconti und besiegen das kaiserliches Heer.

Die Stiftung Sancte Marie de Morimondo und die Compagnia di Porta Giova organisieren eine Veranstaltung in Erinnerung des oben erwähnten Ereignisses, die dieses Jahr bereits das 5. Mal stattfindet, für uns war es dagegen die Premiere, aber was für eine!

Do. 18.05.06

Um 8:00 trafen sich am 18.05. acht gutgelaunte ElveLüüt bei den Vollborn-Rahns, um sich auf die abenteuerliche Flugreise nach Italien zu machen. Zeit war ja noch genug, da die Maschine erst um 10:20 Uhr gehen sollte. Die gute Laune sollte jedoch nicht lange anhalten!

Um 8:30 klingelte das Telefon: Das zwei Tage zuvor beauftragte Taxi-Unternehmen "das Taxi", welches uns um 8:45 Uhr zum Flughafen bringen sollte, sagte uns die zugesagte Beförderung mit der Begründung ab, der Verkehr sei in Hamburg zusammengebrochen, und man könne uns keine Wagen zur Verfügung stellen. Da saßen wir nun auf unseren gepackte Koffern und uns beschlich leise Panik, dass die ganze Veranstaltung ohne uns stattfinden könnte. Die ganzen Wochen mit Organisation, Nähen, Schneidern, Vorbereitungen... Alles umsonst? Eiligst wurde das Telefonbuch gewälzt, um ein anderes Taxi-Unternehmen zu beauftragen.

Bei der ersten Nummer ging keiner ans Telefon, bei der Zweiten wurde unser Auftrag abgelehnt, bei der Dritten schließlich, wurde unser Flehen erhöht; allerdings mit dem Hinweis, dass wir uns auf eine längere Wartezeit einstellen sollten. Wir sahen das Flugzeug nach Mailand schon ohne uns starten. Schließlich kam das erste Taxi um 9:10 Uhr. Da stand nur noch die Kaufmannsfamilie alleine auf der Straße, und wartete auf Taxi Nummer zwei, welches dann um 9:30 Uhr kam.

 


Dieses brachte uns schnell zum Flughafen, wo uns die anderen ElveLüüt schon erwarteten. Schnell eingecheckt, Gruppenfoto gemacht, und schon saßen wir im Flieger, welcher uns sicher nach Mailand brachte Dort erwarteten uns bereits bei sommerlichen Temperaturen unter anderem Riccardo und Davido von der Compagnia di Porta Giova um uns nach Morimondo zu bringen. Nach einer knappen Stunde Autofahrt kamen wir in dem beschaulichen Örtchen an. Dort deutete noch nichts auf die bevorstehende Veranstaltung hin. Erst mal wurde zusammen Essen gegangen, wobei noch andere Mitglieder der Compagnia dazustießen. Wir stärkten uns an Salat, Pasta und Roastbeef. Spätestens bei dem abschließenden Espresso und Grappa fühlten wir uns wie auf einem Italienurlaub, ein Gefühl, welches wir die ganze Zeit behalten sollten. Als wir bezahlen wollten, hatte dies Riccardo bereits getan! Was für ein Service! Da das Geld ja unbedingt ausgegeben werden sollte, kauften sich Marianne und Andreas noch je zwei Flaschen Grappa.

Wir besichtigten daraufhin das Kloster, bezogen unser Quartier in der benachbarten Turnhalle und gingen abends noch eine Kleinigkeit essen, bevor wir müde und zufrieden auf unsere Matratzen fielen.

 

Fr. 19.05.06

Nach dem Aufstehen suchten wir uns eine Möglichkeit zum Frühstücken und fanden sie auch in Form eines kleines Cafés, in dem es hervorragende Kaffeespezialitäten, Panini (lecker belegte Ciabatta-Brote) und tolles Eis gab. Dieses Café sollte uns, sowie viele andere Teilnehmer der Veranstaltung, noch oft wiedersehen. Diese anderen Teilnehmer kamen dann auch langsam an: Wir begrüßten die ig mim und ihre Gäste, Fabse und Kyra, Myriam und Jens, Carnis... Sorry wenn wir jemanden vergessen haben sollten, es waren einfach zu viele. Nach diversen Begrüßungs-Cappuccinos zogen wir uns langsam um, während Myriam und Jens ihr Schlaflager neben uns in der Sporthalle aufbauten. Später hielten wir diverse fleißige Lageraufbauer beim Klönschnack von der Arbeit ab. Beim späteren gemeinsamen Eisessen lud uns Ronnie von der ig mim ein, die Mahlzeiten im Lager dieser Gruppe einzunehmen. Ein Angebot, welches wir gerne annahmen!

Saskia, Marianne und Lorenz meldeten sich zu einem mittelalterlichen Banquett im Kloster an, während der Rest beschloss, das Abendbrot im Lager der ig mim einzunehmen.

Das Banquett war historisch und kulinarisch absolut korrekt. Jede Speise war historisch schriftlich mit Quelle belegt. Vor allem von der Zabaione schwärmen die drei noch heute. Leider waren unsere drei ElveLüüt die einzigen Teilnehmer in mittelalterlicher Kleidung. Die anderen Gäste waren Sponsoren der Veranstaltung sowie der deutsche General-Konsul nebst Gattin aus Mailand. Solch erlauchte Gesellschaft hatte der andere Teil der ElveLüüt natürlich nicht, nett war der Abend im Lager trotzdem!

Sa. 20.05.06

Nach dem Frühstück in unserem Stammcafé holten wir die uns zugeteilten Lebensmittel vom Veranstalter ab und staunten nicht schlecht: Es gab Unmengen von verschiedenen Gemüse, Eier, ganze Hühner, palettenweise Äpfel und einige Flaschen Wein(!). Die Lebensmittel schleppten wir ins Lager der ig mim. Um 15:00 Uhr war dann der offizielle Veranstaltungsbeginn und die Besucher strömten durch die Lager die in zwei Hälften unterteilt worden waren: Auf der rechten Seite bildeten die Lager der Italiener, Südtiroler, Deutschen, Dänen und Schweden die Truppen von Visconti während auf der linken Seite die Engländer und Polen als die Truppen des Kaisers lagerten. Zwischendurch gab es bei der ig mim einen Pikendrill, um sich auf die große Schlacht am nächsten Tag vorzubereiten.

Um 18:00 Uhr gab es das erste Highlight der Veranstaltung: Auf der Piazza von dem Kloster versammelten sich Herr Visconti mit mehreren Adligen sowie ein Teil seiner Truppen, während Pater Muro den Besuchern die geschichtlichen Zusammenhänge erklärte. Kurz darauf drängten etliche Bauern (verstärkt von den ElveLüüt Marianne, Saskia und Lorenz) auf den Platz, verfolgt von kaiserlichen Truppen. Die Bauern berichteten aufgebracht Herrn Visconti von Plünderungen und Brandschatzungen ihrer Höfe durch die kaiserlichen Truppen und baten um Unterstützung.
Daraufhin stellten sich die Visonti-Truppen den Kaiserlichen in den Weg und es gab einen kurzen Waffengang zu bestaunen, aus dem Visonti als Sieger hervorging.

Danach war Essenszeit, bevor Spätabends der nächste und letzte Programmpunkt des Tages folgte:
 Ein Turnier von vier Rittern auf der Piazza, welches von kaiserlichen Truppen überfallen wird. Die vier Ritter waren Jens von Diu Minnezit, Ronnie von der ig mim, Riccardo von der Compagnia di Porta Giova sowie Thomas von der Gesellschaft des Elefanten. So versammelten sich um kurz vor 22:00 Uhr die Ritter mit ihren Truppen vor der Piazza, wobei unser Timo in Waffen stolz als Fahnenträger von Ronnie fungierte, und bildeten in der nur von Fackeln beleuchteten Nacht ein beeindruckendes Bild. Anna, Christine, Myriam, Anders und Andreas bildeten das Gefolge von Visconti. Das Turnier begann und wurde auch bald von den feindlichen Truppen überfallen. Visonti und seine Gesellschaft wurden schnell in Sicherheit gebracht, da die Angreifer schnell die Überhand gewannen.
Doch Hilfe in Form von Carnis nahte, und nach mehreren Waffengängen hieß wiederum der Sieger Visonti!
Nach dem Kampf empörten sich viele Teilnehmer über das harte Einsteigen der Polen, was zur Folge hatte, dass einige Kämpfer keine Lust mehr hatten, am nächsten Tag bei der großen Schlacht dabei zu sein. Nach einigen Krügen Wein im Lager hieß es dann für uns "Gute Nacht", wobei in den Lagern noch ordentlich gefeiert wurde.

So. 21.05.06

Den Sonntag verbrachten wir mit Besuchen in unterschiedlichen Lagern und des kleinen Marktes, bevor es am frühen Abend hieß: Bereitmachen zur großen Schlacht.
Zuvor mussten wir leider unseren Lorenz verabschieden, der aus beruflichen Gründen früher zurück nach Hamburg musste.
Auch unser Kaufmann gab sich mal militärisch, und begab sich mit gerade rechtzeitig fertig gewordenem Gambeson und Hundsgugel in den Pikenblock der Visconti Truppen, während Timo als Wasserträger diente. Als die Truppen sich gegenüberstanden bot sich den vielen Zuschauern ein fantastisches Bild aus verschieden Rüstungen des 14. Jahrhunderts. Es folgten mehrere Waffengänge die von beiden Seiten durchaus fair gegangen wurden. Oft wankte unser Block, der unter dem Befehl von Riccardo stand, doch wurde am Ende ein harter Sieg für Visconti errungen. Für unseren Andreas war die Schlacht eine völlig neue Erfahrung: In seinem  geschlossenen Visierhelm hatte er ein sehr eingeschränktes Blickfeld sowie eine beträchtliche Hitzeentwicklung. Die anstürmenden Feinde, die dann im Schlachtverlauf immer mehr wurden, ließen das Adrenalin beträchtlich ansteigen und so ein bisschen konnte er sich vorstellen, wie sich ein Kämpfer vor 650 Jahren gefühlt haben könnte. Aber auch nur ein bisschen, denn wirkliche Lebensgefahr bestand für die Reenactors ja im Gegensatz zu unseren Vorfahren nie!
Am Ende der Schlacht, die wiederum von Pater Muro moderiert wurde, gab es eine beeindruckende Schweigeminute für einen Tag ohne Krieg auf der Welt!  Danach gaben sich alle Teilnehmer die Hand und bedankten sich für den fairen Kampf. Die Gesichtsfarbe unseres Kaufmanns hatte zu diesem Zeitpunkt eher die eines gekochten Hummers (so fühlte er sich wohl auch unter seinem Helm), als die eines reichen Pfeffersacks!

Viele Gruppen machten sich bereits jetzt an den Abbau ihres Lagers mit anschließender Abreise, während wir uns ins Lager der ig mim begaben und ein fantastisches Abendessen, oder besser Nachtessen, mit Fleischspießen, Steaks und Apfelomlette (aus 60 Eiern!) zu uns nahmen. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an die Köche der ig mim!
Ein zwischenzeitlicher Weinnotstand wurde großzügig von der Compagnia di Porta Giova behoben, so dass einem gemütlichen Veranstaltungsausklang nichts mehr im Wege stand.

Mo. 22.05.06

Um 7:00 Uhr morgens war unsere Nacht zu Ende, und wir beeilten uns, unsere Schlaflager zusammenzuräumen. Es folgte ein schnelles Frühstück und viele Verabschiedungen, bevor wir von Pater Muro und einer liebenswürdigen Helferin zur Bahn gefahren wurden, die uns nach Mailand brachte. Dort angekommen, brachten wir das Gepäck von Myriam und Jens in die Aufbewahrung, die ElveLüüt bezogen schnell (sofern man dies bei den Gepäckmassen, die wir zu schleppen hatten, überhaupt sagen kann) ihr zentral gelegenes Hotel und los ging es auf große Entdeckungstour.
Es folgten Besichtigungen des Mailänder Doms und des Castels immer unterbrochen von Pausen in diversen Eiscafés. Es war nur sehr bedauerlich, dass Montags in Italien die Museen geschlossen waren, so blieben uns Rüstkammer und Leonardo da Vincis "Letztes Abendmahl" leider verwährt.
Dafür fielen unsere Frauen in diverse Klamottenläden ein, die Männer hatten sich in Geduld zu üben. Aber, wann ist man schon mal wieder in Mailand?
Dann hieß es Abschied nehmen von Myriam und Jens, die nun mit dem Zug nach Hause fuhren.
Die verbliebenden ElveLüüt machten sich schnell etwas im Hotel frisch, bevor wir unser feudales "Italien-Abschiedsessen" in einem Restaurant in der Nähe des Hotels einnahmen.

Di. 23.05.06

Nach schnellem Frühstück im Hotel ging es zu Fuß (!) mit Sack und Pack zum Hauptbahnhof, von dem uns ein Shuttlebus zum Flughafen brachte. Dort gaben wir schnell unser Gepäck auf und tranken unseren letzten Cappuccino, bevor unser Flugzeug uns wieder nach Hamburg brachte, wo wir wohlbehalten um 15:00 Uhr landeten. Das kalte Hamburg hatte uns wieder und ein fantastischer Kurzurlaub, der wirklich unter dem Motto "Zu Gast bei Freunden" stand, war zu Ende.

Fazit:

Diese Veranstaltung, auf die wir alle so lange hingearbeitet haben, hat unsere Erwartungen noch übertroffen. Wir haben uns, trotz großer Sprachbarrieren, immer wohlgefühlt und sind wie langjährige Freunde behandelt worden.
So eine herzliche Aufnahme und ein toller Service seitens des Veranstalters sucht seines Gleichen. Der Eintritt für die Besucher war frei, trotzdem wurden allen Teilnehmern wirklich angemessen die Unkosten bezahlt. So etwas klappt in Italien, warum nicht in Deutschland?

Die Qualität der Darsteller war größtenteils, bis auf einige wenige Ausnahmen, sehr gut.

Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle nochmals an die Compagnia di Porta Giova, namentlich vor allem Riccardo und Davido, für einfach ALLES; an die ig mim für die soziale Aufnahme und die tolle Verpflegung sowie an Myriam und Jens von Diu Minnezit für die schöne Zeit auch in Mailand!

Bis nächstes Jahr!
Viscontiiiii!

  
 
 

© 2015 Elvelüüt-Hamborch
 
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