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Lichterstippen
Um 1800 verwendete man auf dem Lande zur Ausleuchtung der Wohnräume und Arbeitsplätze noch getrocknete Weiden- oder Harzholz späne (Kienspäne). Jeweils im Herbst fiel dem Dienstjungen auf dem Hofe die Aufgabe zu, jeden Abend ca. 50 Späne als Wintervorrat her zustellen. Diese Kienspäne wurden während der Arbeit (z.B. Melken oder Dreschen) vom Lichtjungen in der Hand gehalten oder in Wand-, Stand- oder Deckenhalterungen, je nach Helligkeitswunsch, winkelverstellbar befestigt.  Mit Tierfett oder Rüböl gefüllte Trankrüsel (Metall- oder Tonschälchen mit seitlicher Dochtrinne) lösten im Folgejahrhundert den Span ab. Als Dochtmaterial verwendete man zuerst das Binsenmark (Besenperk), welches mittels einer Nadel aus den Binsenstängeln herausgelöst worden war. Später wurden Flachs- und Baumwolldochte verwendet. In ihren Stallungen und Werkstätten arbeiteten die Menschen auf dem Lande zunehmend beim Licht von Petroleumlampen. Neben diesen benannten Lichtquellen stellten die Bauern bereits Wachs- und Talglichter her. Sollten Kerzen für besonders lange Brenndauer hergestellt werden, so verfuhr man nach folgendem Rezept (aus einem Kalender auf das Jahr Christi 1821):

8 Pfund Hammeltalg und 3 Pfund Rindtalg in kleine Stücke schneiden und zu einer Lösung von 4 Loth Küchensalz ( 24 Loth = 1 Pfund ),1 Loth Salpeter, 1/2 Loth Salmiak und 1 Pfund Wasser geben.

Alles so lange aufkochen, bis das Wasser verkocht ist. Die verbleibende Masse in einen zweiten mit Wasser und 1/2 Loth Salpeter gefüllten Topf gießen und das Wasser wieder verkochen lassen. Diesen Talg dann durch ein Leinentuch seihen. Damit wäre die Stippe endlich gebrauchsfertig.

Sollten Lichter in einer Form hergestellt (gegossen) werden, so war das Talgrezept derart zu verändern, dass die Gewichtsanteile von Hammel- gegenüber Rindstalg umgekehrt wurden. Zum Einschmelzen mussten übrigens Eisengefäße benutzt werden, weil die Masse sich in Kupferkesseln grün eingefärbt hätte.
Vor dem Stippen mussten die Dochte noch präpariert werden. Sie wurden je zur Hälfte aus Baumwolle und Flachs gedreht, in Branntwein-Kampferlösung getränkt und dann getrocknet. Anschließend tauchte man sie noch kurz in eine verflüssigte Mischung aus gleichen Anteilen von Wachs, Kuh-, Schaf- und Ziegentalg ein und hängte sie zum Trocknen auf.

Die fertige Stipptalgmischung wurde nun umgehend in einen ca. 40 Zentimeter tiefen Trog (Stipp- oder Stööpkasten) umgefüllt. An einem Lichtspät (ca. 70 Zentimeter langer Holzstab) wurden 6 bis 8 Dochte tief in das Talgbad eingetaucht und gleich darauf wieder herausgezogen. Zum Abkühlen und Talgverfestigen hängte man die Lichtspäte über die Holme einer waagerecht aufgebockten Leiter. Nach der Talgstarre an den Dochten wiederholte man diese Tauchprozedur so oft, bis die gewünschte Kerzenstärke er reicht war. Zum Schluss wurden die Rohlinge vom Spät geschnitten und so lange auf einer glatten Tischfläche unter den Handflächen gerollt, bis glatte und blanke "Talliglichten" entstanden waren.

Wenn man bedenkt, dass früher jeder Knecht auf dem Hofe täglich sein Kammerlicht, die Magd ihr Spinnlicht und der Stalljunge für seine Stalllaterne sein Kerzenlicht benötigte, des Weiteren Küchen-, Wohn- und Arbeitsbereiche ausgeleuchtet werden mussten, dann wird deutlich, weshalb ein sehr großer Kerzenvorrat gefertigt werden musste.

Kienspanhalter
Quelle: Mühle Anna

Lichterziehen am Stipptrog

  
 
 

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